Auswirkungen der Lichtverschmutzung auf den Menschen
Der Mensch hat sich nur scheinbar an eine kontinuierlich beleuchtete Umgebung gewöhnt. Es wurden Zusammenhänge zwischen der Melatoninproduktion in der Zirbeldrüse des Gehirns, dem Einfluss der Umgebungsbeleuchtung und diversen Erkrankungen nachgewiesen. So haben Schichtarbeiter/Innen ein individuell erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen, Bluthochdruck, Schlafstörungen und psychische Erkrankungen.
Eine zentrale Rolle spielt dabei der „circadiane Rhythmus“ des Menschen, der durch die Bildung des Hormons Melatonin gesteuert wird. Wird dieser durch blauhaltige Lichtquellen, durch Schlafmangel oder andere Faktoren gestört, so können die zuvor genannten Erkrankungen begünstigt werden.
Bei Menschen sitzt die „zentrale Uhr“, die den Körper steuert, im Zwischenhirn, etwas oberhalb der Sehnerven. Diese Region wird Hypothalamus genannt. Die Tätigkeit dieses Organs wird – unter anderem – über die Netzhaut des Auges mit Daten zur Helligkeit versorgt. Folglich wird durch den Wechsel von Helligkeit und Dunkelheit diese Uhr mit synchronisiert.
Sobald es nun dunkel wird (u.a. signalisiert über Augen), beginnt unser Körper, das Hormon Melatonin zu produzieren. Es wird umgangssprachlich als „Schlafhormon“ bezeichnet.
Dieses stößt im menschlichen Körper eine ganze Kaskade von Funktionen an: Der Körper geht in den Ruhezustand. Herz und Lunge arbeiten langsamer, die Körpertemperatur sinkt und wir empfinden Müdigkeit. Darüber hinaus passiert nun etwas sehr Wichtiges: Unser Immunsystem nimmt die Arbeit auf und der Körper beginnt, sich zu regenerieren.
Was aber geschieht, wenn wir diese Phasen mit Licht stören?
Licht (auch künstliches Licht!) unterdrückt die Bildung des Melatonins. Vor allem blaues Licht mit einer Wellenlänge ab 460nm ist hier besonders negativ anzusehen. Bei warmweißem oder bernsteinfarbenem Licht („amberfarben“) ist dieser Einfluss deutlich geringer.
Ganz anders als unsere Vorfahren leben wir heute zudem unter einer ständigen „Dauerbeleuchtung“ (auch wenn wir diese nicht mehr als solche empfinden!). Eine wirklich dunkle Nacht hat eine Beleuchtungsstärke von weniger als 1 Lux. Der „moderne Mensch“ aber verbringt seine Zeit oft in Büros bei ca. 500 Lux, während die nächtliche Beleuchtung in der Regel bei ca. 10 Lux liegt.
Dieser geringe Unterschied in der Lichtintensität erschwert die tägliche Synchronisierung unserer inneren Uhr – „wir ticken nicht mehr richtig“. Medizinisch wird dies als „zirkadiane Disruption“ (Disruption=Unterbrechung) bezeichnet.
Viele Menschen kennen einen solchen Zustand in Form eines „Jetlags“ nach einer langen Flugreise in Ost-West-Richtung. Wir sprechen heute dagegen oft vom sozialen Jetlag, da Schichtarbeit und nächtliche soziale Aktivitäten unseren biologischen Rhythmus unterdrücken. Wir greifen damit grundlegend in unsere Körperfunktionen ein.
Ob sogar das Wachstum von Krebszellen beeinflusst wird, ist derzeit Gegenstand intensiver Forschung. Es ist bereits bekannt, dass Melatonin eine krebshemmende Wirkung im Organismus hat. Wird durch äußere Einflüsse die Bildung des Melatonins gehemmt, z.B. durch helles und „kaltweißes Licht“, so nehmen wir unserem Organismus eine natürliche Möglichkeit, sich vor Krebserkrankungen zu schützen bzw. zu wehren.